Registriernummer/Bootsname:

Klasse: Mittlere Klasse
Status: "unter Segeln"

FZ 72 < VITURA >

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Allgemeine Bootsdaten

Baujahr: 1920
Bauwerft: bei Carl Nielsen, Insel Fejø (DK) als Decksboot gebaut 
Rumpfausführung: Spitzgatt, konvexer Vorsteven 
Beplankung: geklinkert 
Rumpflänge über Steven: 9,70 m 
Länge über alles (l.ü.a.): 13,00 m 
Rumpfbreite über Scheuerleiste: 3,80 m 
Tiefgang (ohne/mit Schwert): 1,30 m (Kielboot) 
Verdrängung:  
Takelung: Kutter 
Segelfläche: 75,00 m² 

Motorisierung

1920-1951  12 PS Diesel 
1951-1982  20 PS Diesel 
1982-  55 PS Diesel 

Überholung

1981 Austausch von Maschine, Getriebe  u. Wellenanlage 
1985/86  Generalüberholung - u.a. neuer Kiel, neue Planken, neues Deck 
1986  erneuter Stapellauf und Taufe  
2014-2016 Generalüberholung durch Eigner u. Werft Rammin
(Dichten des gesamten Rumpfes, Überholung der Decksaufbauten) 

Eigner-/Bootshistorie

Eigner Heimathafen Kennzeichen Zeitraum Bemerkung
Carl Greggersen  Östrehuse/Lohals DK  RU 495 Vetsera  1920-1923  Insel Langeland 
P. J. Hansen  Bagenkop DK Vetsera  1923-1950   
R. N. Hansen  Bagenkop DK  Vetsera  1950-1961   
Mogens Kr. Pryds  Bagenkop DK  Vetsera  1961-   
Jörgen Pryds  Bagenkop DK  Vetsera         -1964 letzter Fischer 
Kurt Fleischfresser  Laboe Wollin  1964-1980 als Gaffelkutter/Traditionsboot
Bernd Frommhagen Lübeck FZ 72 Wollin, Vitura 1980-2014 als Gaffelkutter/Traditionsboot
Ralf Huhn  Rostock FZ 72 Vitura 2014- als Gaffelkutter/Traditionsboot

Allgemeine Anmerkungen

Decksboote sind die eigentlichen Treibnetzkutter, die auch ausschlaggebend für die Entwicklung der Seefischerei in der Ostsee nach 1882 waren. Nach dem Vorbild der Decksboote der schwedischen Westküste wurden in Deutschland die ersten Hochseekutter in Kolberg gebaut. Der Name sagt es bereits - es handelt sich hier um gedeckte Boote, die auch seefähig waren. In Schweden wurden sie wegen des Dekens (Bünn) auch Quass genannt. Die Boote hatten im Bugbereich jeweils eine Luke, in der der Fischer stand und die Netze auslegte oder einholte. In Hällevik steht ein originales Boot. (Quelle: Helmut Olszak - 2012)

Vom bekannten dänischen Drivkvasenbauer Carl Nielsen gebaut, stellt die "Vitura" dennoch kein solches Fahrzeug dar. Bei dem auf Kiel gebauten Boot, handelt es sich um einen Kompromissbau, der unterschiedliche Fischereitechniken (z.B. auch Ringwadenfischerei) ausüben konnte. Aufgrund seiner Herkunft und seiner Klassenmerkmale, wurde dieses alte Traditionsboot in die Zeesbootklasse aufgenommen.

Die "Wollin" war einstmals im Besitz von Kurt Fleischfresser. In seinem Buch "Segler von Haff und Bodden", ist das Boot in Kuttertakelung zu sehen (Großsegel als Baumsegel ausgeführt). In Anlehnung an die Boote seiner pommerschen Heimat, bezeichnet der Autor das Boot als "Trockenquatze" (trockengelegter Fischkasten). Quatzen waren Transportfahrzeuge, in denen der Fisch in großen durchfluteten Wasserräumen während des Transports lebend gehältert wurde. Sie waren von der Bauausführung her größer, als die mit ihnen artverwandten Zeesboote. "Quatzner" waren eine eigene Gilde. Sie kauften die Fänge der "Zeesener" auf und brachten den Fisch zur Vermarktung.

Voreigner Bernd Frommhagen gab zum heutigen Schiffsnamen folgende interessante Information:
"Bei der Suche nach dem ursprünglichen dänischen Namen habe ich das Kronbergmuseum um Übersetzung des handschriftlich verfassten Beilbriefes gebeten. Dabei wurde der alte Name "VETSERA" als "VITURA" entziffert. Den Hinweis auf den tatsächlichen Namen habe ich erst im Verlauf der weiteren Nachforschung erfahren. Da das Schiff inzwischen auf "VITURA" getauft war, wurde der Name beibehalten. "VETSERA" ergibt auch im dänischen keinen Sinn. Vermutlich handelt es ich um eine Aneinanderreihung von Initialen oder Abkürzungen".

Nach neusten Erkenntnissen dürfte sich der ursprüngliche Name des Bootes "Vetsera" auf die Freiherrin Mary von Vetsera, einer Geliebten des Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn, bezogen haben. Das Paar ging am 30. Januar 1889 gemeinsam in den Freitod. (Vielen Dank an Shiplover Stefan Hübel)

Die "Vitura" war von 2008-2014 in Barth aufgelegt. Unter dem aktuellen Eigner wurde das Fahrzeug auf der Werft Rammin generalüberholt und bereichert nun die Flotte des Museumshafens Rostock. Wegen des gepflegten Zustandes wird das Fahrzeug dort liebevoll "Lackrakete" genannt.

 

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